Du fragst dich jetzt sicher, anhand welcher Parameter deine Fitness, Fatigue und Form ermittelt werden.
Deine Fitness, auch "chronischer Trainings Load" genannt, ist im Modell ein Maß dafür, wie viel du als Sportler in der Vergangenheit trainiert hast. Grundsätzlich bezieht sich der Begriff Fitness auf die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit und die Fähigkeit, körperliche Aktivitäten auszuführen. Dies umfasst Kraft, Ausdauer, Flexibilität und Körperzusammensetzung. Die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) ist zwar ein wichtiger Indikator für die kardiovaskuläre Fitness, aber es gibt noch weitere bedeutende Aspekte. Daher ist Fitness ein umfassender Begriff, der verschiedene Dimensionen der körperlichen Gesundheit und Leistungsfähigkeit einschließt.
Im Fitness-Fatigue-Modell werden deine vergangenen Trainingseinheiten hinsichtlich Umfang und Intensität analysiert und mittels eines Trainingloads bewertet. Der Trainingload der vergangenen Tage wird dann zusammengefasst und durch einen "exponential weighted moving average" (EWMA) gewichtet.
Der EWMA sorgt dafür, dass deine jüngsten Trainingseinheiten einen größeren Einfluss auf deine Fitness haben als die von vor etwa 4 Wochen. In der Regel werden für die Fitnessberechnung die letzten 42 Tage berücksichtigt.
Deine Fatigue, auch als "akuter Trainingsload" bezeichnet, bezieht sich üblicherweise auf deine Trainingseinheiten (Trainingload) der letzten 7 Tage. Diese beschreiben deine akute Trainingsbelastung — also deine aktuelle trainingsinduzierte Ermüdung. Auch hier wird der EWMA zur exponentiellen Gewichtung verwendet. Nach ausreichend intensiven Trainingseinheiten steigt die Ermüdung an und sinkt nach einigen Tagen mit leichtem oder ohne Training wieder ab. Ein hoher Ermüdungsgrad wirkt sich negativ auf deine Performance aus, selbst bei hoher Fitness.
Kommen wir zu deiner Form. Die Form ergibt sich aus der Differenz zwischen Fitness und Fatigue und beschreibt, wie gut du dich fühlst und wie leistungsfähig du aktuell bist. Du bist in Bestform, wenn deine Fitness hoch und deine Ermüdung gering ist — also wenn du gut trainiert und erholt bist.
Zusammengefasst: Fitness steigert deine Leistungsfähigkeit, Fatigue ermüdet dich, und deine Form zeigt, wie gut du dich gerade fühlst und performen kannst, indem sie die Balance zwischen beidem berücksichtigt.
Durch Tapering beispielsweise kannst du deine Müdigkeit schneller abbauen, als du an Fitness verlierst, und so am entscheidenden Tag — dem Renntag — in Topform sein!
Quellen
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